Im Gespräch mit der Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg
Augsburg denkt Digitalisierung vom Menschen aus – und entwickelt daraus konkrete Lösungen.
Wohl kaum jemand steht so sichtbar für diesen Weg wie Eva Weber, Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg. Im Interview zur sparkscon 2025 spricht sie über kulturellen Wandel in der Verwaltung, smarte Stadtentwicklung, datenbasierte Lebensqualität – und darüber, warum Digitalisierung kein Selbstzweck sein darf, sondern immer Alltag erleichtern muss. Ihre Botschaft: Augsburg gestaltet den Wandel – mutig, mit Haltung und mit Blick auf die Menschen.
Frau Weber, was treibt Sie in der Digitalisierung persönlich an, wenn es darum geht, Augsburg zukunftsfähig zu machen?
Mich treibt vor allem der Wunsch an, den Menschen in Augsburg das Leben ein Stück leichter zu machen. Digitalisierung soll kein abstraktes Projekt sein, sondern ganz konkret spürbar – zum Beispiel durch die digitale Terminvergabe in den Bürgerbüros, den Online-Bauantrag oder die Fahrzeugzulassung von zuhause aus.
Mit mittlerweile 1.783 digitalen Leistungen zeigt Augsburg, was moderne Verwaltung heute leisten kann. Dass wir dafür kürzlich den ersten Platz im Bundesranking zur Verwaltungsdigitalisierung erreicht haben, ist für mich ein starker Antrieb, weiter voranzugehen. Und die Auszeichnung macht mich stolz, weil dahinter viele engagierte Kolleginnen und Kollegen stehen, die jeden Tag daran arbeiten, unsere Stadt moderner und bürgernäher zu machen.
Digitalisierung ist mehr als Technik – es ist auch ein Kulturwandel. Wie gelingt es Ihnen, diesen in der Stadtverwaltung zu leben und zu gestalten?
In Augsburg verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz: Wir fördern gesellschaftliche Teilhabe, schaffen Transparenz – und packen Digitalisierung als kulturellen Wandel an. Mir ist wichtig, dass digitale und analoge Angebote gleichwertig gedacht werden. Serviceorientierung heißt für mich: Niemand wird abgehängt. Wer gerne persönlich zum Schalter kommt, soll das genauso selbstverständlich tun können wie jemand, der einen digitalen Weg wählt.
Ein zentrales Instrument für diesen Wandel ist der Digitalrat der Stadt Augsburg, den ich 2020 initiiert habe. Er vereint ehrenamtlich engagierte Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft – und begleitet uns nun bereits in seiner zweiten Amtszeit. Der Digitalrat bringt sich mit großer Fachlichkeit und Leidenschaft in zentrale Themen ein: von Bildung über Partizipation bis hin zur Frage, wie eine smarte Stadt ganz konkret aussehen kann. Vor allem aber steht er für einen offenen, zukunftsgerichteten Dialog – und dafür, dass Digitalisierung bei uns nicht von oben verordnet, sondern gemeinsam gestaltet wird.
Mit dem Innovationspark, der Universität, den Forschungseinrichtungen und vielen Hidden Champions ist Augsburg als Wirtschaftsstandort hervorragend aufgestellt. Was macht Augsburg aus Ihrer Sicht zu einem idealen Ort für Innovation und Technologie?
Die Stadt Augsburg ist ein idealer Standort für Innovation und Technologie, da die Stadt Innovationskraft, technologische Exzellenz und eine breit aufgestellte, diversifizierte Branchenstruktur vereint. Diese Kombination macht sie besonders widerstandsfähig und wettbewerbsfähig. Mit Zukunftsthemen wie KünstlicherIntelligenz, Robotik, Wasserstofftechnologien, neuen Materialien oder Luft- und Raumfahrt stärkt Augsburg gezielt seine Position als Innovationsstandort, auch für die Zukunft.
Wieweit ist Augsburg auf dem Weg zur Smart City – und was sind die nächstenkonkreten Schritte, um digitale Lebensqualität für Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen?
Augsburg verfolgt mit seiner Smart-City-Strategie das Leitmotiv „Die datengetriebene Stadt“. Unser Ziel: das vorhandene Wissen aus den Fachämtern, ergänzt durch Echtzeitdaten – etwa aus Umweltsensoren, Verkehrsflüssen oder Energieverbräuchen – so zu vernetzen, dass wir schneller und fundierter entscheiden können. Damit gestalten wir Augsburg gezielt lebenswerter und zukunftsfähiger.
Dazu haben wir eine urbane Datenplattform aufgebaut, die Informationen zentral aggregiert und kontextbezogen bereitstellt – sowohl für die Verwaltung als auch für Bürgerinnen und Bürger. Über Dashboards, wie beispielsweise smartes.augsburg.de, Open-Data-Angebote, wie augsburg.bydata.de oder unsere digitale Beteiligungsplattform machmit.augsburg.de machen wir Daten sichtbar, verständlich und nutzbar.
Konkret verbessern wir damit etwa die verkehrliche Steuerung in der Innenstadt, schaffen neue Möglichkeiten zur Klimaanpassung – wie im Projekt „Smartes Stadtgrün“ (SMSA) – und ermöglichen eine dateninformierte Stadtentwicklung. So wird digitale Lebensqualität für die Augsburgerinnen und Augsburger direkt erfahrbar.
Welche Leuchtturmprojekte innerhalb der Stadtverwaltung zeigen heute schon, wie digitale Transformation funktionieren kann?
In Augsburg setzen wir bei der Digitalisierung nicht nur auf einzelne Leuchtturmprojekte. Entscheidend ist für uns das Zusammenspiel vieler praktischer Lösungen, die den Alltag wirklich einfacher machen. Eineu nserer Stärken ist, dass wir eigene Systeme entwickeln, die genau zu den Bedürfnissen unserer Stadt passen – mit dem Ziel, Abläufe effizienter und verständlicher zu gestalten.
Wenn man allerdings einen Leuchtturm nennen möchte, sind sicherlich unsere innovativen Sensorik-Projekte zu nennen, die alle ganz unterschiedlichen Anwendungsgebiete haben: Beispielsweise überwachen wir über Sensoren an den Wassertürmen am Roten Tor, die Teil unseres UNESCO-Welterbes sind, Temperatur und Feuchtigkeit und schützen damit die historische Bausubstanz.
Die Stadt Augsburg ist Kooperationspartner der sparkscon. Warum ist Ihnen diese Partnerschaft wichtig – und wie zahlt sie auf die Digitalstrategie der Stadt ein?
Die Partnerschaft mit der sparkscon ist uns als Stadt Augsburg deshalb so wichtig, weil sie genau das unterstützt, was wir mit unserer Digitalstrategie erreichen wollen: den digitalen Wandel aktiv gestalten, Innovationen fördern und Augsburg als zukunftsorientierten Standort positionieren.
Die sparkscon bringt kreative Köpfe aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nach Augsburg, sie schafft Raum für Austausch, neue Perspektiven und kreative Impulse. Dass dies auf dem Gaswerk-Areal geschieht, einem Ort mit besonderer Innovationskraft, unterstreicht zusätzlich den Anspruch, digitale Entwicklungen nicht nur technisch, sondern auch kulturell und gesellschaftlich zu denken.
Sie werden die sparkscon auf der Innovation Stage eröffnen – worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Die sparkscon ist ja inzwischen ein etablierter Teil des Augsburger Veranstaltungskalenders. Ich freue mich besonders auf den persönlichen Austausch und die vielen inspirierenden Begegnungen mit engagierten und kreativen Menschen, die Lust auf Zukunft haben. Dabei entstehen oft Gespräche, die weit über den Tag hinaus nachwirken. Und genau auf diese Art von Gesprächen freue ich mich persönlich am meisten.